Der blaue Kobold Dominik sitzt in seinem Zimmer auf dem Fußboden und weint. Er weint ? Nein, er heult geradezu. Dicke Tränen rollen über seine roten Bäckchen. Aber er ist auch ganz schön wütend. Blöder Papa! Hat ihn hier hinein gesetzt und gesagt: „Wenn du wieder lieb bist, kannst du zu uns ins Wohnzimmer zurück kommen.“ Dominik tritt vor sein Lastauto. Er ist richtig sauer. Immer soll er lieb sein, ist doch langweilig. Na ja, ein bisschen Recht hat Papa ja. Dominik hat ihn getreten und gebissen. Papa hat das auch mal mit ihm gemacht, und seit dem weiß Dominik wie weh das tut. Die Tür geht auf und Papa kommt herein. Dominik weint noch einmal ganz laut, damit Papa Mitleid mit ihm hat. Aber es klappt nicht. Er setzt sich zu ihm. „Dominik, warum bist du in letzter Zeit immer so ungezogen, das war doch früher nicht so.“ Dominik macht den Mund auf um zu antworten, da zischt aus der Zimmerecke eine wütende Stimme: „Wenn du das sagst, bin ich für immer verschwunden.“ Dominik klappt den Mund wieder zu und sagt gar nichts. Enttäuscht geht Papa aus dem Zimmer. Der Junge dreht sich um und da sieht er, wie eine kleine Gestalt hinter dem Vorhang hervor kommt, und alles fällt ihm wieder ein. Vor ein paar Wochen war er bei Opa Klaus im Garten. Er hatte sich auf die Wiese gelegt und zugesehen, wie die Bienen in die Blumen flogen, um Nektar für ihren Honig zu sammeln. Da hörte er durch all das Brummen und Summen eine fremde Stimme, die sagte: „Hallo, ich bin Kuno und wer bist du ?“ Die Antwort kam prompt: „Ich heiße Dominik und was bist du?“ Er sah sich das vor ihm stehende Wesen an . Es war etwa zwanzig Zentimeter groß und war ganz und gar blau, metallicblau, auch die Haare, die ihm zu Berge standen. „Ich bin ein Kobold“ beide Hände in die Seiten gestützt sah ihn der Kobold an. „Und wenn ich wütend bin, werde ich rot, aber nur mein Kopf.“ Dominik klatschte in die Hände: „Das möchte ich gern mal sehen.“ Kuno schüttelte den Kopf „Das geht nicht, ich ärgere mich ja jetzt nicht.“ „Pah,“ rief Dominik, „rot werden, und nur der Kopf, das geht überhaupt nicht.“„Du glaubst mir nicht“ schrie der kleine blaue Kerl, „dann pass mal auf.“ Und tatsächlich wurde er langsam rot. Der ganze Kopf, samt den Haaren. Eigentlich ist das ja nichts besonderes, viele Menschen werden rot wenn sie sich ärgern. Aber nicht so schön wie Kuno. Er wurde metallicrot, sogar die Haare. Er sah richtig toll aus. Der Körper blau, auch Arme und Beine, und dann dieser glänzend rote Kopf. „Na, was sagst du jetzt“ „Toll. einfach toll,“ stammelte der Junge, „so was habe ich wirklich noch nicht gesehen. Kuno nahm wieder seine normale Farbe an. „Ja“ plusterte er sich voller Wichtigkeit auf, „und ich sehe auch so aus, wenn sich jemand anders ganz doll ärgert.“ Dominik wollte das gleich ausprobieren, denn gerade kam Opa Klaus auf die Terrasse. Wie könnte er ihn wohl ärgern. Er sah sich um, lief dann zum Rosenbeet und riss einer Rose den Kopf ab. Es war Opas Lieblingsrose. Der wurde wirklich böse und schimpfte laut. Dominik sah sich nach dem Kobold um. Er saß auf einem Stein am Teich und war wirklich wieder blau und rot. Dominik lachte vor Freude. Und schon hatte Opa Klaus ihn gepackt und gab ihm ein paar kräftige Klapse auf den Hosenboden. Jetzt heulte der Junge und der Kobold lachte lauthals. Opa sagte: „Bleib aus den Blumenbeeten, sonst gibt es noch einmal was hinten drauf.“ Dominik wischte sich die Tränen ab. „Wieso hat Opa dich nicht gesehen?“ fragte er. Kuno grinste: „mich können nur besondere Kinder sehen. Doch wenn sie darüber sprechen, muss ich wieder verschwinden.“ Ja und seit dem sorgte der kleine Junge dafür, dass Kuno oft einen roten Kopf bekam. Er ärgerte alle Menschen und Tiere in seiner Umgebung. Doch jetzt, als er so darüber nachdenkt, dämmert es ihm, dass nur der Kobold seinen Spaß daran hat, er aber immer nur Schelte und Schläge bekommt. Auch wollen die anderen Kinder nicht mehr mit ihm spielen. Er denkt lange und gründlich nach. Fast raucht ihm der Kopf, als Papa wieder hereinkommt und ihn fragt: „Na, was ist, hast du dir das alles mal überlegt ? Da holte Dominik ganz tief Luft und erzählt Papa die ganze Geschichte. „Nein, nein“ schreit Kuno und wird am ganzen Körper metallicrot. Als Dominik sich nach ihm umdreht sieht er gerade noch, wie der Kobold durchsichtig wird und dann verschwindet. „War da eben nicht ein Geräusch“ wundert sich Papa. „Das war Kuno, der Kobold, er ist ganz rot geworden vor lauter Wut, weil ich dir von ihm erzählt habe, aber jetzt ist er fort und ich kann wieder brav sein.“ „Immer“ schmunzelt Papa. „Na ja, fast immer“ brummt Dominik. Da wird er liebevoll in den Arm genommen und zu Mama ins Wohnzimmer gebracht. © Marion Kühnen |
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